Digitale Pilotprojekte erfolgreich einführen
Die Digitalisierung lebt von agilen Pilotprojekten und schnellen Iterationen. Doch gerade im öffentlichen Sektor treffen innovative Ansätze auf etablierte Strukturen, die schnelle Zyklen erschweren. Oft fehlt es an verfügbaren personellen oder technischen Ressourcen, um vielversprechende Lösungen zügig zu erproben und sichtbar zu machen. So bleiben wertvolle Erfolgserlebnisse aus, die für die Motivation und die nachhaltige Verankerung des digitalen Wandels entscheidend sind.
Das Personal-Hindernis: Nicht knappe Finanzen, sondern fehlende Personalkapazitäten sind die größte Hürde. Über 80 % der Kommunen geben die hohe Auslastung der Mitarbeitenden als Blockade für die Digitalisierungsstrategie an.
Die OZG-Implementierungslücke: Das OZG hat seine Ziele verfehlt. Ende 2022 waren nur 105 von 575 vorgeschriebenen Leistungen flächendeckend online verfügbar, was ein systemisches Defizit aufzeigt.
Internationaler Rückstand: Im EU-Vergleich (DESI Index 2022) liegt Deutschland bei digitalen öffentlichen Diensten nur auf Rang 18 von 27, was den Status als führende Wirtschaftsnation gefährdet.
Das zentrale Problem ist ein Stillstand, der durch eine Personalkrise, eine risikoscheue Kultur und strukturelle Ineffizienzen verursacht wird, die das Gelingen großer Digitalprojekte verhindern. Traditionelle, langfristige „Wasserfall“-Projekte, die eine umfassende Vorausplanung erfordern, scheitern oft, weil sie für die schnelllebige digitale Welt zu langsam sind und bereits überlastete Mitarbeiter ausbrennen.
Ein iterativer Ansatz, der auf der Entwicklung eines Minimum Viable Product (MVP) basiert, löst dieses Problem grundlegend. Anstatt zu versuchen, über mehrere Jahre eine perfekte, umfassende Lösung zu entwickeln, verlagert sich der Fokus auf die Einführung der einfachstmöglichen Version eines Dienstes, die ein zentrales Nutzerproblem löst.
Den Stillstand durch iteratives Handeln überwinden.
Bewertung der Herausforderung
Veränderungsgeschwindigkeit
Die Dynamik ist eine direkte Folge des rasanten technologischen Fortschritts. Digitale Lösungen können schnell veralten. Hinzu kommt ein hoher politischer Erwartungsdruck (z.B. durch das OZG), der schnelle Umsetzungen fordert. Gleichzeitig steigen die digitalen Erwartungen der Bürger, geprägt durch private Dienste, was den Anpassungsdruck auf die Verwaltung erhöht.
Der Ansatz der Lösung
Wenn Personalkapazitäten die Digitalisierung blockieren, scheitern ressourcenintensive Großprojekte oft. Ein agiler Ansatz ist zielführender: Statt umfassender Piloten sollten „Minimal Viable Pilots“ (MVPs) entwickelt werden. Dies sind Projekte mit minimalem Personalaufwand, die maximal sichtbare Erfolgserlebnisse („Quick Wins“) liefern. Diese schnellen Erfolge bauen Motivation auf und helfen, Widerstände in etablierten Strukturen abzubauen.
Hoheit der Kommune
Bei der Initiierung von Pilotprojekten besteht volle Gestaltungsfreiheit. Die Kommune entscheidet souverän, welche Innovationen sie wann und wie erproben möchte. Die Finanzierung ist oft aus eigenen Mitteln (z.B. Innovationsbudgets) darstellbar, ohne Abhängigkeit von Dritten. Selbst bei externer Fachexpertise bleibt die volle Projektsteuerung bei der Verwaltung.
