Bürger modern und digital informieren
Die öffentliche Verwaltung steht heute vor der Herausforderung, mit ihren Botschaften in einem von kommerziellen Inhalten und Falschinformationen geprägten digitalen Umfeld Gehör zu finden. Die traditionelle, einseitige Informationsvermittlung reicht hier nicht mehr aus, um Vertrauen nachhaltig zu sichern und die lokale Gemeinschaft zu erreichen.
Ohne eine proaktive Kommunikationsstrategie riskieren öffentliche Träger den Verlust von Relevanz und Deutungshoheit über lokale Themen. Die Lösung erfordert den strategischen Wandel von der reinen Bekanntmachung zum aktiven Dialog – als Fundament für Transparenz, Partizipation und eine informierte Bürgerschaft.
Die Akzeptanz-Zufriedenheits-Lücke: Während 73 % der Bürger offen für digitale Behördenkommunikation sind (E-Gov MONITOR 2023), sind nur 3 von 10 zufrieden. Diese Diskrepanz führt zu Relevanzverlust.
Verlust der Deutungshoheit: Geschwindigkeit ist entscheidend, da sich Falschinformationen 6-mal schneller verbreiten als Fakten. Informationslücken von wenigen Stunden werden sofort durch Gerüchte gefüllt, was proaktive Kommunikation erfordert.
Dialog als Vertrauensbasis: Vertrauen entsteht durch Zuhören, nicht durch Senden. Studien (z.B. Bertelsmann Stiftung) belegen, dass frühzeitiger, transparenter Dialog die Akzeptanz für politische Entscheidungen signifikant erhöht.
Trotz des hohen Informationsinteresses fühlt sich ein erheblicher Teil der Bevölkerung von den bestehenden Angeboten nicht angesprochen. Während 60 % der Befragten der Meinung sind, dass die für sie relevanten Themen von den etablierten Medien aufgegriffen werden, gibt ein Drittel (34 %) an, dass ihre persönlichen Anliegen und Themen nicht repräsentiert werden.1
Dieses Missverhältnis schafft eine „Relevanzlücke“ – einen Raum, in dem Bürgerinnen und Bürger aktiv nach Informationen suchen, diese aber über die traditionellen Kanäle nicht finden. Diese Lücke ist ein Nährboden für Frustration, politisches Misstrauen und eine zunehmende Abkopplung vom demokratischen Diskurs. Sie wird schnell von alternativen, oft unzuverlässigen oder gezielt manipulativen Informationsquellen gefüllt. Für Kommunen ist die Implikation eindeutig: Die reine, unidirektionale Verbreitung von amtlichen Bekanntmachungen und Pressemitteilungen reicht nicht mehr aus. Eine moderne Kommunikationsstrategie muss darauf abzielen, die spezifischen, von der Gemeinschaft als relevant empfundenen Bedürfnisse und Sorgen zu identifizieren und proaktiv zu adressieren.
Die „Relevanzlücke“: Wenn Gehör finden nicht ausreicht
Bewertung der Herausforderung
Veränderungsgeschwindigkeit
Die Dynamik in diesem Feld ist extrem hoch, da sich die Medienlandschaft und das digitale Nutzerverhalten rasant wandeln. Neue Plattformen entstehen, die Erwartungen an Dialog und Reaktionszeit steigen. Was heute als moderne Information gilt, kann schnell veraltet wirken und erfordert eine ständige, schnelle Anpassung der Kommunikationsstrategie.
Der Ansatz der Lösung
Um die Lücke zwischen digitaler Erwartungshaltung und Bürgerzufriedenheit zu schließen, reicht die einseitige Bekanntmachung nicht aus. Der Wandel zum aktiven Dialog muss gestaltet werden. Ein agiles Vorgehen ist ideal: Entwickeln Sie in Sprints Prototypen für neue digitale Angebote (z.B. Dashboards, Newsletter, Q&A-Formate). Durch iteratives Testen lernen Sie schnell, welche Formate Vertrauen schaffen und die Bürgerinformation modernisieren.
Hoheit der Kommune
Die Bürgerinformation ist eine klassische Kernaufgabe mit voller kommunaler Hoheit. Die Verwaltung kontrolliert ihre eigenen Kanäle – von der offiziellen Website über das Amtsblatt bis zu Social-Media-Auftritten. Sie entscheidet souverän über Inhalte, Aufbereitung und Zeitpunkt der Veröffentlichung, ohne wesentliche Abhängigkeiten von Dritten.
